Übersicht

Mimesis des Raumbildes

Das Diorama als serielle und immersive Mimesis

 

Prof. Dr. Lorenz Engell
(Bauhaus-Universität Weimar, Internationales Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie)

 

Prof. Dr. Christiane Voss
(Bauhaus-Universität Weimar, Fakultät Medien, Professur Philosophie audiovisueller Medien)

 

Franziska Winter, M.A.
(Bauhaus-Universität Weimar, Fakultät Medien)

 

Ida Brückner, B.A.
(Bauhaus-Universität Weimar, Fakultät Medien)

 

 

Im Fokus des Forschungsprojekts Mimesis des Raumbildes. Das Diorama als serielle und immersive Mimesis stehen Analysen der handwerklichen Verfertigung, der Ästhetik und operativen Wirksamkeit von Habitat Dioramen. Ziel solcher Raumbilder ist es, erstens Lebewesen in ihren biologischen Habitaten naturgetreu und repräsentativ abzubilden; darin erst werden Lebensräume als angeschaute Einheiten mimetisch erzeugt. Zweitens zielen sie dadurch, dass sie die toten Tierkörper in lebendigen Posen darstellen, auf eine transformierende Revitalisierung des toten Materials. So wird Endlichkeit in Ewigkeit überführt. Drittens geht es darum, die Betrachter*innen durch die szenische Anordnung, ihre Ausleuchtung und perspektivische Blickführung in beide Prozesse immersiv einzubeziehen. Durch diese Illusionsbildung gelingt den Dioramen eine anschauliche Form der Vermittlung von Wissen. In Rede stehen nicht nur sprachlich-kognitive, sondern auch dinglich-materielle, nicht nur epistemische, sondern notwendig ästhetische Operationen.
Ein zweites Anliegen des Projekts ist die Analyse der Herstellung solcher Habitat Dioramen. Die Abfolge und das Zusammenwirken der dafür notwendigen Arbeitsschritte (z.Bsp. Jagd, Aufzeichnung, Vermessung, Photographie, Taxidermie) weisen die Spezifika einer seriellen Logik auf. Eine weitere Form der Serialität zeigt sich in der Migration einzelner Bestandteile des Dioramas (Faux Terrain, Hintergrundmalerei und Trennscheibe usw.) in andere Ausstellungs- und Kunstformate hinein.
Mit diesen Aspekten des Dioramatischen steht auch das Nachwuchsprojekt zum bewegten Raumbild in Zusammenhang: Hier geht es zum einen um die gegenwärtig neu in Einsatz gebrachte digitale Technik großräumiger „Hologramm“-Projektionen zur Abbildung menschlicher Körper und Dinge, zum anderen um ihre Settings und Anwendungsgebiete (von Konzerten und Wahlkämpfen bis hin zu Kunstinstallationen). Es verknüpft die Fragestellung der immersiven und seriellen Illusionsbildung mit dem avancierten Medieneinsatz der Unterhaltungsindustrie. So wird unter anderem in Bezug auf die audiovisuelle Vermischung und Transformation virtueller und biologischer Körper die Frage nach immersiver, bewegter Mimesis, nach Original und Kopie auf neue Weise aktuell.