Übersicht

Produktive Imitationen

Wissensformen und Techniken mimetischer Ökonomien

 

Prof. Dr. Monika Dommann
(Universität Zürich, Historisches Seminar)

 

Dr. Gleb J. Albert
(Universität Zürich, Historisches Seminar)

 

lic. phil. Wendelin Brühwiler
(Universität Zürich, Historisches Seminar)

 

Anna Baumann, B.A.
(Universität Zürich, Historisches Seminar)

 

Seit der Frühindustrialisierung und den Anfängen der seriellen Massenproduktion sahen sich Marktteilnehmer mit einem wachsenden Angebot an Produktvarianten konfrontiert. Vor dem Hintergrund der Grunderfahrung des Überflusses wurde, wie im Patent- und Markenrecht zum Ausdruck kommt, Nachahmung ab- und Originalität aufgewertet. So spielten sich neue Bewertungsgewohnheiten und Wertverhältnisse ein. In der zweiten Förderphase beschäftigt sich das TP mit der erhöhten Umlaufgeschwindigkeit von Informationsträgern. Während der materielle Aspekt der Massenproduktion juridische Dispositive nach sich zog, die das Gegenstandsfeld aus eigentumsrechtlicher Perspektive ordnen sollten, brachte der Informationsaspekt neue Wissens- und Praxisformen mit sich, die dazu geeignet waren, die (Re-)Produktion von diesen Dispositiven unbeeindruckt in Gang zu halten.

Mit der Differenzierung von materiellen und informationellen Aspekten ist keine Unterscheidung historischer Phasen bzw. Entwicklungsstufen, jedoch eine Fokussierung des zeitlichen Schwerpunkts auf die 1970er und 1980er Jahre intendiert. Diese Jahrzehnte werden als Phase begriffen, in der sich in Europa und Nordamerika gesellschaftliche Strukturen der Nachkriegszeit lockern und neue individuelle Handlungsspielräume entstehen. Das Projekt nimmt drei Bereiche in den Blick, in denen sich diese gesellschaftlichen Veränderungen medien- und wissenshistorisch plausibilisieren lassen: erstens (Monika Dommann) die Verbreitung der Fotokopie, die ab den 1970er Jahren gleichermaßen von Unternehmen, Verwaltungen und politischen Bewegungen genutzt wird; zweitens (Gleb J. Albert) die Kopierpraktiken von Heimcomputernutzern und -subkulturen in den 1980er Jahren, die beachtliche Folgen für die internationale Verbreitung von Software hatten; drittens (Wendelin Brühwiler) wirtschaftswissenschaftliche Modelle und Theorien, die auf einen individualisierten Begriff von Wissen setzten und die Planungs- und interventionsorientierten Modelle der Nachkriegszeit ablösen.