Formate sind technische Maßeinheiten zur Normierung und Verwaltung von medialen Anwendungen und Apparaturen. Sie setzen damit die Regeln fest, nach welchen sich die Wirksamkeiten von Medien in ihren Reproduktions- und Zirkulationsverhältnissen entfalten lassen. Formate beeinflussen die Art und Weise, wie ein Medium erscheint, operiert, reguliert, kommuniziert und erfahrbar wird. Trotz dieser manifesten Relevanz erscheint das Format als medienwissenschaftliche Größe bisher weitestgehend unberücksichtigt. Als technische Organisationseinheiten medialen Wissens tendieren Formate zu einer rein funktionalen Lesart medialer Infrastrukturen.
Im post-medialen Zustand des vermeintlichen Auflösens medialer Fixdispositive wie Fernsehen oder Kino, vor allem auch befeuert durch die Aggregationsgewalt des Digitalen, kann das Format jedoch als deren produktive Untersuchungskategorie fruchtbar werden. Denn das Format ändert den Maßstab der Analyse und gibt den Blick frei auf die Interdependenzen und Umgebungen von Medien. Vor allem in Hinblick auf audiovisuelle Phänomene soll das Format als medienästhetische Transformationskategorie verstanden werden, welche die Wandelbarkeit und (Selbst)erneuerung des Medialen unter komplexen Voraussetzungen in den Blick nimmt.
In welchem Verhältnis stehen Medium und Format? Kann das Format als kultureller Messwert eines Mediums gelten? Stellt gerade auch unter der Maßgabe des Digitalen das Format gar eine Alternative zum Medium dar? Welches sind, über die technisch-materialen Zuschreibungen hinaus, die medienästhetischen Implikationen des Formatbegriffs? Hilft das Format Remediatisierungsmomente sowie die vermeintliche Konkurrenz von Analog und Digital neu zu denken? Welchen Einfluss haben Medienumgebungen und Infrastrukturen auf das ästhetische Erscheinen eines Mediums? Diese und ähnliche Fragen stehen im Fokus einer Tagung, die vom 14.-15.09.2017 an der Ruhr-Universität Bochum unter Federführung der Professur für Filmwissenschaft mit dem Schwerpunkt Filmtheorie und Filmästhetik unter dem Titel „Vom Medium zum Format“ stattfinden wird.
Interessierte Zuhörer_Innen sind herzlich willkommen. Um vorherige Anmeldung bei Elisa Linseisen, M.A. (elisa.linseisen@rub.de oder über format-ifm@rub.de) wird gebeten.
Donnerstag
14:00-14:30 OLIVER FAHLE / ELISA LINSEISEN (Bochum): Einführung
14:30-15:30 FABIENNE LIPTAY (Zürich): De/testing: The Audition as an Exhibition Format
16:00-17:00 AXEL VOLMAR (Siegen): The Format is the Message? Überlegungen zu einer Theorie des Formats
17:00-18:00 FRIEDRICH BALKE (Bochum): Sicherung vorm „Zerfließen in’s Endlose.“ Jacob Burckhardt und die Funktion des Formatbegriffs im Zeitalter der Medienkonvergenz
18:30-19:30 ROLAND MEYER (Berlin): Gesichtsbildformate. Formatierung, Operativität und Bildlogistik am Beispiel des fotografischen Porträts
Freitag
09:30-10:30 JENS SCHRÖTER / TILL A. HEILMANN (Bonn): Digitale Bildformate. Das Beispiel Adobe Photoshop
10:30-11:30 ELISA LINSEISEN (Bochum): Format-Werden. Hubbles Fernrohr
12:00-13:00 KATARZYNA WŁOSZCZYŃSKA (Weimar): Zum Verlust und Gewinn des Film-Staunens am Übergang zum Digitalen
14:30-15:30 ANTONIO SOMAINI (Paris): The Dynamic Format. Eisenstein, The Dynamic Square (1930), and the Historical Transformations of the Medium of Cinema
15:30-16:30 ALEXANDRA SCHNEIDER (Mainz): Alles eine Frage des Formats? Der Schmalfilm als Kompressionsformat – eine medienarchäologische Perspektive
17:00-18:00 MAREK JANCOVIC (Mainz): Format, Codec, Protokoll: Alles nur Kulturtechnik? Verlustfreie Kompression im Archivwesen
MODERATIONEN Friedrich Balke, Oliver Fahle, Felix Hasebrink, Simon Rothöhler