06.–07.12.2018 // WEIMAR
Was etwas ist, entscheidet sich danach, als was es sich darstellt; diese Darstellung jedoch muss durch geeignete Anordnungen erfolgen. Was immer wir betrachten, muss sich zunächst darbieten und darstellen oder herausgestellt und ins Licht gerückt und so der Aufmerksamkeit empfohlen werden. Diesem Zweck dienen spezielle Aufstellungen, Dispositive und Anordnungen – eben Schauanordnungen. Sie finden sich im Zusammenhang mit bevorzugten Objekten des Wissens, der Kunst und der Bildung in Museen, Sammlungen und Laboraufbauten, aber auch auf Jahrmärkten, in Sex Business und Unterhaltungsindustrie. Erst eine Schauanordnung macht, je nach Beschaffenheit auf ihre Weise, aus einem bloßen Ding ein Schauobjekt; erst sie bringt die Betrachter_innen hervor und damit die – wie immer fragwürdige – Unterscheidung von Subjekt und Objekt der Wahrnehmung.
Diese Unterscheidung zeitigt weitgehende Folgen, Dominanz- und Kontrollverhältnisse, aber auch magische und auratische Anziehungskräfte auf die Betrachter_innen. Insofern stiften Schauanordnungen mimetische Beziehungen, in denen sich Schaulustige wie Schauobjekte spiegeln und anähneln. Schauanordnungen machen sich dabei nach Möglichkeit selbst unbemerkbar. Das zeigt sich beispielsweise an sogenannten ‚Habitat Dioramen‘, die in Naturkundemuseen ausgestellt werden und uns durch ihre Glaswände hindurch den Blick in eine vermeintlich vom Menschen unberührte Natur vermitteln wollen, ohne dabei als Dispositiv der räumlichen Anordnung mimetischen Materials selbst in den Vordergrund zu treten.
Der Workshop versammelt Beiträge, die sich den materiellen Operationen, Produktionsvoraussetzungen und vielfach verschlungenen Verdinglichungs- sowie Subjektivierungseffekten unterschiedlicher Schauanordnungen widmen. Hierbei werden traditionelle, überwiegend raumbasierte Aufstellungs- und Schaustellungstechniken sowie digitalisierte Varianten der Gegenwart in den Blick genommen und aus wahrnehmungsästhetischer, medienphilosophischer und mimesistheoretischer Perspektive beleuchtet.
Programm:
Salon im ehemaligen Palais Dürckheim, Cranachstraße 47, 99423 Weimar
DONNERSTAG, 06.12.2018
13:30 Christiane Voss/Lorenz Engell: Begrüßung
14:00 Sabine Nessel: Warum sehen wir Tiergehege an? Zoo und Kino als Schauanordnungen der Moderne
15:00 Dennis Göttel: Making-of als Schauanordnung: SCÉNARIO DU FILM PASSION (Jean-Luc Godard, 1982)
16:00 Pause
16:30 Matthias Warstat: Migrierendes Theater. Zur szenografischen Analyse mobiler Bühnenräume
17:30 Barbara Gronau: Athletik der Askese – Spektakuläre Inszenierungen von Nahrungsverzicht
FREITAG, 07.12.2018
10:00 Lars Nowak: Kuriositätenschauanordnung
11:00 Pause
11:15 Claudia Tittel: Architekturen der Überwältigung. Urban Screens und die Schau(an)ordnungen des Monumentalen
12:15 Pause
12:30 Stephan Günzel: Von der erweiterten Realität zur erweiterten Identität: Medienkultur der Augmented Identity
13:30 Schlussbemerkungen und Verabschiedung